Donnerstag, 11. November 2010

Der ganz normale Kölner Wahnsinn

Kölle Alaaf!!!


Donnerstag, 11.11., 7.20: Hastig steige ich in den ICE nach Köln und stolpere noch etwas müde zu den bahn.comfort-Plätzen. „Ist der noch frei“, frage ich einen jungen Mann, ohne ihn anzuschauen. Widerwillig steht er auf, und ich rutsche ans Fenster. „Willste was mittrinken?“, fragt plötzlich mein Gegenüber und hält mir ein Glas von einem undefinierbaren alkoholischen Etwas engegen. Ne, lass ma lieber, antworte ich grinsend. Lautes Gelächter ertönt. Ich reibe mir die Augen. Erst jetzt nehme ich erschrocken wahr, neben wem da Platz genommen habe: Fünf als Mönche verkleidete Typen haben es sich im Zug gemütlich. Oh nein, ist mein erster Gedanke: Junggesellenabschied. Schnell flüchten. Dann halte ich kurz inne. Puh, heute ist doch Karnevalsbeginn in Köln. Erst jetzt bemerke ich auch die Musik, die aus ihrem tragbaren CD-Player („Da sin mer dabei...“) dudelt..Na, das wird ja ne lustige Fahrt. Die anderen Pendler schauen etwas pikiert. Schlafen wird heute wohl keiner im Zug. Währenddessen packen die Jecken das volle Programm aus: Klopfer, Zwei-Liter-Flaschen voller Schnappes und Fleischwurst am Stück. Während ich noch mit Sehnsucht an mein Bett denke, ist bei denen „eins, zwei, Feierei“ angesagt. Mittlerweile haben sich auch andere verkleidete Menschen im Zug eingefunden. Ich bin baff und freue mich, dass endlich mal keine miese Stimmung im Zug herrscht.Sogar das böse Gollum-Geschöpf, das vor ein paar Tagen eine arme Frau vom bahn.comfort-Platz verscheucht hat, lächelt, während es sich auf seinen Sitz hockt. Ein Glück für die Mönchsmänner, dass noch ein Platz frei war. Puh.

Ich wusste zwar, dass heute Karnevalsbeginn ist,habe aber als Hesse nicht gedacht, dass in der Kölner Innenstadt Ausnahmezustand herrschen wird. Während ich wie üblich zur Arbeit marschiere, steuern die Mönche, Hasen, falschen Polizisten und Bienchen auf die Kölscher Kneipen zu, trinken Sekt aus Flaschen und singen sich warm. Wie mir eine Kollegin später sagt, kämen wohl am 11.11. Fassenachtsverrückte (so heißt es bei uns im Hessenland, auch wenn die Kölner den Ausdruck gaar nicht mögen) sogar aus dem Ausland in die Domstadt. 


Nur drei Stunden später am Bahnhof: Aus dem Gebäude strömen Massen!!! von verkleideten Menschen und ziehen in die Altstadt. Mit Pauken und Trompeten. In der Bahnhofshalle gibt ein Uftada-Blasorchester Karnevalshits zum besten.Während ich auf einen Außentermin muss und meine Kollegen im Büro sitzen,scheint jeder außer uns frei zu haben. Zwischen den urigen Kneipen stehen die Jecken mittlerweile dicht an dicht. Ohne Verkleidung komme ich mir in meinem Büro-Look etwas fehl am Platz vor. Die asiatischen Touristen vor dem Dom gucken verdutzt um sich und können sich gar nicht von ihrer Kamera lösen. Sie tuschen miteinander. Die spinnen doch, die Deutschen. 
Und weil's so schön war, nochmal:


Danke Deutsche Bahn: Dass es manchmal auch schön ist, mit dir unterwegs zu sein.

P.S. Auf demRückweg aus Bochum hatte der ICE natürlich Verspätung, sodass ich keine Chance hatte, meinen Anschlusszug in Köln zu bekommen. Stattdessen tingelte ich mit einem RE!!! 80 Minuten stehend!!!in die Domstadt, wartete dort auf den nächsten Zug, der randlos überfüllt war und ich erst nach 15 Minuten einen Sitz fand.

Danke Deutsche Bahn: Dass du mir immer wieder vor Augen führst, wenn es darauf ankommt, ist auf dich kein Verlass.

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