Mittwoch, 24. November 2010

Operation Stoppt Aida

Manche Leute haben einfach zu viel Zeit. Sie machen sich Gedanken über Dinge, die im Normalfall keinerlei großer Planung bedürfen. Und im Zug lassen sie ihre Sitznachbarn daran teilhaben. Die tägliche Zubereitung vom Abendessen gestaltet sich bei manch einem Berufstätigen mit Kindern als gar nicht so einfach. Neulich imZug:
Mitwirkende: Vater, Mutter, Florian (der Sohn), Aida (das Kindermädchen)

Lautes Telefongespräch. 
Vater ruft Sohn an: „Na Florian, hast du deine Hausaufgaben gemacht? Du, Mami und ich kommen heute später. Ihr müsstet also das Abendessen vorbereiten. Kannst du bitte der Aida sagen, dass sie Kartoffeln kochen soll?“
Bisher nicht ungewöhnlich. Doch es geht noch 20 Minuten weiter. „Sie muss die Kartoffeln schälen und vierteln...ja, und dann in den Topf tun,....aber nicht zu viel Wasser nehmen..etwa die Hälfte füllen...was? Nein, und dann die Kartoffeln reintun....bevor das Wasser kocht...nein, nicht du. Aida soll das machen. Schreib du mal deine Hausaufgaben weiter.....hast du gehört?...Ich komme kurz vor Acht...ja, den Rest mach ich“...bla bla bla........
20 Minuten später ist das Telefonat fertig. Das Handy klingelt. 
Ehefrau am Telefon: „...Ja,ich komme heute auch später....hab'dem Flo gesagt, dass er der Aida sagen soll, dass sie die Kartoffeln kochen soll....was? Warum? …....“ Lautes Geschnatter auf der anderen Seite der Leitung. Mann kleinlaut: „Ja, ist gut...ich sag' demFloh, dass er der Aida sagen soll, dass sie aufhören soll...ja, mach ich gleich.....aber sie hat doch schon angefangen....na gut..ja mach ich..., aber...“ Buff aufgelegt.
Drittes Telefongespräch. 
Vater ruft Sohn an: „Florian, ..du, der Papa bringt jetzt doch was zu essen mit....also sag der Aida, dass sie aufhören soll. Was? Ist jetzt nicht wichtig, aber stopp Aida!Hast du gehört? Stopp Aida!!!“
Viertes Telefongespräch. 
Mann ruft Frau an: „Hallo, ...ja, ich hab' dem Floh gesagt, dass er der Aida sagen soll, dass sie aufhören soll...ja mach ich.“
Ende. Operation Stopp Aida erfolgreich beendet. Operation Nerve deinen Sitznachbarn im Zug, auch. Nächster Halt Frankfurt Flughafen. 

Danke Deutsche Bahn: Dass man mit dir ungewollt am Leben  Anderer teilhaben muss

Mittwoch, 17. November 2010

Stotternde Zugchefs, Personalmangel und schimpfende Gäste

Zug nach Mainz hat 100 Minuten Verspätung. Deswegen wird ein Ersatzzug bereitgestellt.

Ansage Zugchef: „Sehr geehrte Damen und Herren. Dies ist ein Ersatzzug, ne? Also deswegen, und weil es hier ne andere Wagenreihung gibt..öhhm....., war es nicht möglich, Ihre Reservierungen durchzuführen. Also setzen Sie sich einfach auf irgendwelche Plätze.....“

Fünf Minuten später, Ansage Zugchef: „Meine Damen und Herren, also..aufgrund von Personalmangel ...kann unser Bordrestaurant nicht öffnen. Das Team wird erst in Mainz einsteigen. Deswegen bleibt es bis dahin geschlossen."

Weitere fünf Minuten später, Ansage Zugchef: „Es hat sich noch eine Mitarbeiterin für das Bistro gefunden. Deswegen kann jetzt das BordBistro besucht werden. Aber nicht das Restaurant...öhhm... Sie wird uns bis Koblenz begleiten.“

Die Stimmung auf der Fahrt war etwas gereizt, da auch dieser Zug Verspätung hatte. Der eigentliche ICE wurde aufgrund der hohen Verspätung (100 Minuten) durch diesen ersetzt. Auch der Ersatzzug trudelte jedoch jeweils mit mehr als zehn Minuten Verspätung in die Zielbahnhöfe ein, weil er bis Koblenz hinter einer Regionalbahn hertuckern musste.

Da ich es diesmal nicht eilig hatte und in aller Ruhe eine liegen gelassene Gala genoss, war ich auf meiner Fahrt nach Mainz total entspannt. Im Gegensatz zu anderen Passagieren:

Gast 1 ins Telefon: „Diese Fucking Bahn, das ist ja wohl unglaublich.... Nein, der Fahrplan hat keinen Fehler, die Bahn hat einen Fehler!!!“

Gast 2 ins Telefon brüllend: „Die Bahn ist der schlimmste Gruselverein.“

Recht haben se!!!

Danke Deutsche Bahn: Dass man durch dich immer wieder lernt, manche Sachen einfach mit Humor nehmen zu müssen.

Donnerstag, 11. November 2010

Der ganz normale Kölner Wahnsinn

Kölle Alaaf!!!


Donnerstag, 11.11., 7.20: Hastig steige ich in den ICE nach Köln und stolpere noch etwas müde zu den bahn.comfort-Plätzen. „Ist der noch frei“, frage ich einen jungen Mann, ohne ihn anzuschauen. Widerwillig steht er auf, und ich rutsche ans Fenster. „Willste was mittrinken?“, fragt plötzlich mein Gegenüber und hält mir ein Glas von einem undefinierbaren alkoholischen Etwas engegen. Ne, lass ma lieber, antworte ich grinsend. Lautes Gelächter ertönt. Ich reibe mir die Augen. Erst jetzt nehme ich erschrocken wahr, neben wem da Platz genommen habe: Fünf als Mönche verkleidete Typen haben es sich im Zug gemütlich. Oh nein, ist mein erster Gedanke: Junggesellenabschied. Schnell flüchten. Dann halte ich kurz inne. Puh, heute ist doch Karnevalsbeginn in Köln. Erst jetzt bemerke ich auch die Musik, die aus ihrem tragbaren CD-Player („Da sin mer dabei...“) dudelt..Na, das wird ja ne lustige Fahrt. Die anderen Pendler schauen etwas pikiert. Schlafen wird heute wohl keiner im Zug. Währenddessen packen die Jecken das volle Programm aus: Klopfer, Zwei-Liter-Flaschen voller Schnappes und Fleischwurst am Stück. Während ich noch mit Sehnsucht an mein Bett denke, ist bei denen „eins, zwei, Feierei“ angesagt. Mittlerweile haben sich auch andere verkleidete Menschen im Zug eingefunden. Ich bin baff und freue mich, dass endlich mal keine miese Stimmung im Zug herrscht.Sogar das böse Gollum-Geschöpf, das vor ein paar Tagen eine arme Frau vom bahn.comfort-Platz verscheucht hat, lächelt, während es sich auf seinen Sitz hockt. Ein Glück für die Mönchsmänner, dass noch ein Platz frei war. Puh.

Ich wusste zwar, dass heute Karnevalsbeginn ist,habe aber als Hesse nicht gedacht, dass in der Kölner Innenstadt Ausnahmezustand herrschen wird. Während ich wie üblich zur Arbeit marschiere, steuern die Mönche, Hasen, falschen Polizisten und Bienchen auf die Kölscher Kneipen zu, trinken Sekt aus Flaschen und singen sich warm. Wie mir eine Kollegin später sagt, kämen wohl am 11.11. Fassenachtsverrückte (so heißt es bei uns im Hessenland, auch wenn die Kölner den Ausdruck gaar nicht mögen) sogar aus dem Ausland in die Domstadt. 


Nur drei Stunden später am Bahnhof: Aus dem Gebäude strömen Massen!!! von verkleideten Menschen und ziehen in die Altstadt. Mit Pauken und Trompeten. In der Bahnhofshalle gibt ein Uftada-Blasorchester Karnevalshits zum besten.Während ich auf einen Außentermin muss und meine Kollegen im Büro sitzen,scheint jeder außer uns frei zu haben. Zwischen den urigen Kneipen stehen die Jecken mittlerweile dicht an dicht. Ohne Verkleidung komme ich mir in meinem Büro-Look etwas fehl am Platz vor. Die asiatischen Touristen vor dem Dom gucken verdutzt um sich und können sich gar nicht von ihrer Kamera lösen. Sie tuschen miteinander. Die spinnen doch, die Deutschen. 
Und weil's so schön war, nochmal:


Danke Deutsche Bahn: Dass es manchmal auch schön ist, mit dir unterwegs zu sein.

P.S. Auf demRückweg aus Bochum hatte der ICE natürlich Verspätung, sodass ich keine Chance hatte, meinen Anschlusszug in Köln zu bekommen. Stattdessen tingelte ich mit einem RE!!! 80 Minuten stehend!!!in die Domstadt, wartete dort auf den nächsten Zug, der randlos überfüllt war und ich erst nach 15 Minuten einen Sitz fand.

Danke Deutsche Bahn: Dass du mir immer wieder vor Augen führst, wenn es darauf ankommt, ist auf dich kein Verlass.